Kapitel 3

Elizitieren

Die höchste Kunst des Krieges ist, den Feind ohne Gefecht zu
unterwerfen.

Sunzi

Für einen Social Engineer ist es entscheidend, ob er in der Lage ist, anderen effektiv etwas zu entlocken. Wenn die Menschen Sie sehen und mit Ihnen sprechen, sollten sie sich wohlfühlen und sich Ihnen bereitwillig öffnen.

Haben Sie schon einmal jemanden getroffen und sogleich gespürt: „Hey, den finde ich aber total nett“? Warum? Was brachte er mit sich, dass Sie sich so gefühlt haben? War es sein Lächeln? Die Art, wie er Sie anschaute? Die Art, wie er mit Ihnen umgegangen ist? Seine Körpersprache?

Vielleicht schien er sogar gut eingestimmt auf Ihre Gedanken und Wünsche, Sie waren beide auf einer Wellenlänge. Er hat Sie auf wertfreie Art angeschaut, und Sie haben sich auf der Stelle mit ihm wohlgefühlt.

Stellen Sie sich nun einmal vor, Sie könnten das regelrecht anzapfen und sich diese Fähigkeit aneignen und meistern. Nehmen Sie dieses Kapitel nicht auf die leichte Schulter als eine einfache Lektion darüber, „wie man Rapport herstellt“. Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Elizitieren (engl. elicitation, etwa: entlocken, erheben, aufdecken). Diese kraftvolle Technik wird von Spionen, Trickbetrügern und Social Engineers eingesetzt, aber auch von Ärzten, Therapeuten und polizeilichen Ermittlern. Und wenn Sie sich schützen oder ein hervorragender Social Engineering-Auditor sein wollen, dann müssen Sie sich diese Fähigkeit aneignen. Wenn man anderen etwas entlocken kann, kann man erstaunliche Ergebnisse erzielen.

Was ist nun Elizitieren? Nur sehr wenige Aspekte des Social Engineering sind so mächtig wie die Fähigkeit, anderen etwas zu entlocken. Dies ist einer der Gründe, warum sie sich im Framework ganz oben befindet. Dieser Skill alleine kann schon die Art und Weise verändern, wie andere Sie betrachten. Vom Standpunkt des Social Engineering beeinflusst es sehr, wie Sie die Sicherheit umsetzen und praktizieren. Dieses Kapitel untersucht Beispiele, wie Experten diesen Skill einsetzen, und stellt vor, wie er im Kontext des Social Engineering genutzt werden kann.

Doch bevor wir zu tief einsteigen, erst einmal die Grundlagen.

3.1   Was ist Elizitieren?

Mit Elizitieren ist gemeint, etwas hervorzubringen oder aufzudecken, jemandem etwas zu entlocken oder per Logik zu einer Schlussfolgerung zu gelangen (der Wahrheit beispielsweise). Alternativ wird Elizitieren definiert als ein Reiz oder Stimulus, der eine bestimmte Gruppe von Verhalten auf- oder abruft, wie z.B. „Es war schwer, von ihm eine Zeugenaussage zu bekommen“.

Lesen Sie diese Definition noch einmal, und wenn Sie dabei keine Gänsehaut bekommen, haben Sie wahrscheinlich ein Problem. Denken Sie darüber nach, was das bedeutet. Wenn man in der Lage ist, das Elizitieren effektiv einzusetzen, bedeutet das, Sie können Fragen so gestalten, dass Menschen aus sich herauskommen und so stimuliert werden, dass sie ein von Ihnen gewünschtes Verhalten einschlagen. Was bedeutet das für den Social Engineer? Wenn man das Elizitieren effektiv einsetzen kann, bedeutet das, man kann Formulierungen und Fragen auf eine Weise gestalten, die die eigenen Fähigkeiten auf eine völlig neue Ebene bringen. Bezogen auf die Informationssammlung kann Elizitieren  durch einen Experten dazu führen, dass Ihre Zielperson alle Ihre Anfragen von sich aus unbedingt beantworten will. Diese Ausführungen möchte ich noch ergänzen, denn viele Regierungen schulen ihre Angestellten im Elizitieren und warnen sie, weil sie weltweit von Spionen verwendet wird.

In Schulungsunterlagen definiert die National Security Agency der USA Elizitieren als „subtile Extraktion von Informationen während einer offenbar normalen und harmlosen Unterhaltung“.

Diese Gespräche können überall dort stattfinden, wo sich die Zielperson aufhält: im Restaurant, im Fitnessstudio, im Kindergarten etc. Elizitieren funktioniert gut, weil es wenig Risiken mit sich bringt und oft sehr schwer zu erkennen ist. Meistens wissen die Zielpersonen gar nicht, wo die Informationslücke überhaupt entstanden ist. Und wenn der Verdacht aufkommt, dass etwas mit Hintergedanken abgefragt wird, kann man einfach abwiegeln und so tun, als sei man ein ahnungsloser Fremder, dem Fehlverhalten vorgeworfen wird, bloß weil er harmlose Frage gestellt hat.

Das Elizitieren funktioniert aus verschiedenen Gründen so gut:

       Die meisten Menschen wollen gerne höflich sein, vor allem zu Fremden.

       Profis wollen gut informiert und intelligent erscheinen.

       Wenn man gelobt wird, redet man oft mehr und plaudert auch mehr aus.

       Die meisten würden nicht um des Lügens willen lügen.

       Die meisten Menschen reagieren freundlich auf andere, die sich scheinbar um sie kümmern.

Diese zentralen Faktoren bei den meisten Menschen führen dazu, dass das Elizitieren so gut klappt. Es ist nur allzu leicht, andere zum Reden zu bringen, indem man sie auf ihre Können oder ihre Leistungen anspricht.

In einem Szenario wurde ich beauftragt, Ermittlungen über eine Firma zu sammeln. Ich traf meine Zielperson bei einem Fest der Handelskammer. Weil es eine gesellige Veranstaltung war, hielt ich mich zurück, bis ich sah, wie die Zielperson sich der Bar näherte. Wir kamen im gleichen Moment dort an, und weil diese Feierlichkeiten auf das gegenseitige Kennenlernen und den Austausch von Visitenkarten angelegt sind, fiel ich mit meiner ersten Aktion nicht aus dem Rahmen.

Ich sagte: „Na, auch den Geiern entkommen?“

Er schmunzelte: „Genau, und wegen dieser Bar hier lohnt es sich auch, Zeit mitzubringen.“

Ich bekam mit, was er bestellte, und ließ mir einen ähnlichen Drink kommen. Ich beugte mich hinüber und reichte ihm die Hand: „Ich bin Paul Williams.“

„Larry Smith.“

Ich zog eine im Internet bestellte Visitenkarte hervor. „Ich arbeite bei einer kleinen Importfirma als Einkaufsleiter.“

Als er mir seine Karte überreichte, sagte er: „Ich bin CFO für Firma XYZ.“

Mit einem Lächeln entgegnete ich: „Ah, Sie sind der Typ mit den Taschen voller Geld … darum sind die alle hinter Ihnen her. Was macht Ihre Firma denn eigentlich?“

Er begann damit, ein paar Einzelheiten über die Produkte seiner Firma zu erwähnen, und als er ein Produkt ansprach, das sehr bekannt ist, fiel ich ihm ins Wort: „Ach ja, dieses Widget kommt ja von Ihrer Firma. Ich liebe das Teil. Ich habe im XYZ-Magazin gelesen, dass Sie damit einen absoluten Verkaufshit gelandet haben.“ Weil ich vorab gut recherchiert hatte, wusste ich, dass er an diesem Gerät selbst beteiligt war, also kam mein Lob recht gut an.

Er drückte den Rücken ein wenig durch: „Wussten Sie, dass wir dieses Gerät im ersten Monat mehr verkauft haben als das davor und die nächsten fünf Produkte zusammen?“

„Oha – tja, und ich weiß auch, warum: Ich habe nämlich selbst fünf Stück davon gekauft“, sagte ich lächelnd und ließ ein mildes Kompliment durchscheinen.

Nach einem weiteren Drink fand ich etwas später heraus, dass seine Firma kürzlich Buchhaltungssoftware gekauft hat, wie der CSO hieß (und auch, dass er gerade für ein paar Tage im Urlaub war), und dass mein Freund hier auch bald mit seiner Frau auf die Bahamas fliegen würde.

Diese scheinbar nutzlose Info war überhaupt nicht nutzlos. Ich habe eine Liste der Details über Software, Leute und Urlaubstermine, die ich zum Planen eines Angriffs brauche. Aber ich wollte mich noch nicht zufriedengeben, sondern setzte noch einen drauf:

„Ich weiß, dass das vielleicht eine komische Frage ist, aber wir sind eine kleine Firma, und mein Chef hat mich beauftragt, mal Recherchen anzustellen und ein Sicherheitssystem für die Türen zu kaufen. Aktuell haben wir nur Schlüssel, aber er fand, dass so was wie RFID vielleicht ganz gut ist. Wissen Sie, was bei Ihnen verwendet wird?“

Ich dachte eigentlich, dass eine solche Frage bei ihm gleich die Alarmglocken schellen lassen würden. Doch er meinte einfach: „Ich habe keine Ahnung, ich habe dafür nur die Rechnungen gegengezeichnet. Ich weiß nur, dass wir diese schicke kleine Karte haben ...“ Und mit diesen Worten zog er seine Geldbörse heraus und zeigte sie mir. „Ich glaube, das ist so ein RFID-Ding, aber sonst weiß ich nur, dass ich mit meinem Portemonnaie vor dem kleinen Kasten rumwedeln muss, und die Tür geht auf.“

Wir lachten gemeinsam darüber, und ich verabschiedete mich später mit einigen Details, die zu sehr erfolgreichen Angriffsvektoren führten. Wie Ihnen sicher aufgefallen ist, ähnelt Elizitieren der Informationserfassung, mit der es auch eng verknüpft ist. Diese spezielle Informationserfassung habe ich mir durch einen soliden Pretext (etwa: Vorwand, wird in Kapitel 4 erläutert) und geschicktes Elizitieren deutlich vereinfacht. Wenn man hier geschickt ist, fließen die Fragen reibungslos und sorgen dafür, dass die Zielperson sich bei der Beantwortung meiner Fragen wohlfühlt.

Weil ich wusste, dass er in Urlaub fährt, welche Buchhaltungssoftware in der Firma eingesetzt wird und wie das Schließsystem beschaffen war, konnte ich einen Besuch vor Ort planen und eine „kaputte“ RFID-Box und Stechuhr reparieren. Ich sagte einfach zu dem Mann am Empfangsschalter: „Larry hat mich angerufen, bevor er auf die Bahamas geflogen ist, und meinte, dass eine Stechuhr bei der Herstellungsabteilung die Zeiten nicht korrekt aufnimmt. Ich brauche nur ein paar Minuten, das zu testen und zu analysieren.“ Sogleich wurde ich ohne nähere Nachfragen hineingelassen.

Das Elizitieren hat mir zu diesem Erfolg verholfen, weil durch das Wissen, das ich mir beschafft habe, der Mann am Empfang keinen Grund hatte, meinem Vorwand nicht zu glauben.

Einfache, leichte, lässige Konversation – mehr braucht es nicht, um vielen Leuten hervorragende Infos abzuluchsen. Wie bereits diskutiert, müssen Sie Ihre Ziele unbedingt klar definieren, um maximale Ergebnisse zu bekommen. Das Elizitieren wird nicht einfach nur zur Informationssammlung verwendet, sondern kann auch genutzt werden, um den Vorwand zu untermauern und Zugriff auf weitere Informationen zu bekommen. All dies hängt von einem klar definierten und durchdachten Modell des Elizitierens ab.

3.2   Ziele des Elizitierens

Mit Blick auf die Definition von Elizitieren erkennen Sie deutlich, welche Ziele möglich sind. Doch in Wirklichkeit lässt sich das alles auf nur eine Sache eindampfen: Ein Social Engineer will, dass die Zielperson aktiv wird – und diese Aktivität kann so simpel sein wie die Beantwortung einer Frage oder so weitreichend wie die Erlaubnis, in einen bestimmten versperrten Bereich hinein zu dürfen. Um die Zielperson zur Mitarbeit zu bewegen, wird der Social Engineer eine Reihe von Fragen stellen oder sie in ein Gespräch verwickeln, das sie in diese Richtung motiviert.

Information ist der Dreh- und Angelpunkt. Je mehr Informationen Sie sammeln, desto erfolgreicher wird der Angriff später sein. Weil Elizitieren unbedrohlich ist, ist es sehr erfolgreich. Zählen Sie mal mit, wie oft pro Woche Sie bedeutungslose kurze Gespräche mit jemandem im Laden, Café oder woanders laufen haben. Die ganze Methode der Gesprächsführung ist vom Elizitieren durchdrungen, es wird täglich eingesetzt und ist nicht heimtückisch. Darum ist es so effektiv.

In einer Episode der beliebten britischen Fernsehshow The Real Hustle demonstrierten die Showmaster, wie einfach viele Social Engineering-Angriffe sind. In dieser Episode lautete die Vorgabe, die Zielperson zu einem manipulierten Glücksspiel zu verlocken. Dafür hatte der Hauptakteur einen Partner, der sich als komplett fremde Person ausgab und seine Rolle so zu spielen hatte, dass er sich beim Angreifer interessiert und gesprächsfreudig zeigte. Diese Unterhaltung zog Leute aus der näheren Umgebung an, und dadurch wurde es sehr einfach, geeignete Antworten von der Zielperson zu erheischen. Dies ist eine der sehr gut funktionierenden Methoden.

Egal welche Methode eingesetzt wird, das Ziel besteht darin, Informationen zu bekommen und diese dann dafür einzusetzen, die Zielperson in die vom Social Engineer vorgegebene Richtung zu bringen. Das muss man unbedingt verstanden haben. In den späteren Kapiteln wird es um Pretexting und andere Manipulationstaktiken gehen, aber Sie sollten Elizitieren nicht damit verwechseln. Sie müssen sich merken, dass Elizitieren im Prinzip Konversation, also Gespräch ist. Sicherlich hängt es auch eng mit dem Mäntelchen (also dem Vorwand) zusammen, das Sie sich für diesen Angriff umhängen, mit Ihrer Körpersprache und den autonomen Augenbewegungen, aber all das verblasst im Vergleich zu der Fähigkeit, andere zum Gespräch zu verführen.

Verschiedene Experten haben festgestellt, dass drei Schritte nötig sind, um die Kunst der Konversation zu meistern:

1.    Seien Sie natürlich. Nichts kann ein Gespräch schneller zum Ende bringen, als wenn man sich dabei unwohl oder unnatürlich fühlt. Um das selbst zu merken, probieren Sie einmal folgende Übung aus: Sprechen Sie mit jemandem über etwas, bei dem Sie gut Bescheid wissen. Zeichnen Sie dieses Gespräch irgendwie auf oder lassen jemand anderes diese Situation beobachten, also wie Sie stehen, Ihre Haltung und die Art, wie Sie Ihr Wissen glaubhaft vermitteln. Alle diese Aspekte strotzen vor Selbstvertrauen und Natürlichkeit. Dann klinken Sie sich bei anderer Gelegenheit ebenfalls in ein Gespräch ein, wo Sie vom Thema keine Ahnung haben, und zeichnen das gleichfalls auf oder lassen die gleiche Person beobachten. Machen Sie sich deutlich, wie all diese nonverbalen Aspekte sich bei Ihnen ändern, wenn Sie versuchen, einen intelligenten Gedanken in ein Gespräch einzuspeisen, von dem Sie keine Ahnung haben.

Diese Übung macht Ihnen den Unterschied deutlich, wenn Sie natürlich sind und wenn nicht. Wer mit Ihnen spricht, wird das leicht erkennen, und das bringt Sie um alle Chancen, jemandem erfolgreich etwas zu entlocken. Wie wirken Sie in Gesprächen natürlich? Damit kommen wir zu Schritt 2.

2.    Schulen Sie sich selbst. Sie müssen sich damit auskennen, worüber Sie mit Ihren Zielpersonen reden wollen. An dieser Stelle hätte ich am liebsten ein großes, leuchtend-rotes Neonzeichen zur Warnung eingebaut, aber weil das halt nicht in jedem Buch geht, lassen Sie mich diesen Teil noch einmal betonen:

Es ist zwingend notwendig, nicht so zu tun, als wären Sie mehr als das, was man vernünftigerweise über Sie annehmen kann.

Alle Klarheiten beseitigt? Hier ein Beispiel, um diesen Aspekt zu verdeutlichen. Nehmen wir an, dass Sie an die chemische Zusammensetzung eines höchst geheimen Produkts gelangen wollen, und die Zielperson, die Sie aushorchen, ist einer der Chemiker, der an der Herstellung dieses Produkts beteiligt ist. Wenn Sie nun beschließen, über Chemie zu plaudern, spielen Sie sich nicht als Weltklassechemiker auf – außer Sie sind tatsächlich einer. Vielleicht wirft er Ihnen einen Brocken hin, der zeigt, dass Sie überhaupt keine Ahnung haben, und dann ist Ihre Deckung aufgeflogen und somit auch die Chance, etwas herauszukriegen.

Ein realistischerer Ansatz wäre vorzugeben, dass Sie ein mit einer Forschungsarbeit betrauter Student aus der Fachrichtung XYZ sind und erfahren haben, dass er sich in diesem Bereich hervorragend auskennt. Deswegen möchten Sie seine Expertise nutzen und ihm eine Frage über eine chemische Formel stellen, an der Sie arbeiten und von der Sie gerne wissen möchten, warum sie einfach nicht funktioniert.

Der Punkt ist: Egal worüber und mit wem Sie sprechen wollen, Sie müssen optimal vorbereitet sein, hervorragend recherchiert haben, alles einüben und bestens vorbereitet sein. Eignen Sie sich genug Wissen an, um intelligent über ein Thema sprechen zu können, das die Zielperson interessiert.

3.    Seien Sie nicht gierig. Natürlich ist das Ziel, Informationen und Antworten zu bekommen und den Schlüssel zur Schatzkammer zu erlangen. Und doch sollten Sie das nicht in den Mittelpunkt rücken. Dass Sie Ihre eigenen Gründe haben, sich mit der Zielperson zu beschäftigen, wird schnell offensichtlich, und das Ziel verliert dann bald das Interesse. Wenn man hingegen etwas gibt, ruft das oft das Bedürfnis nach Erwiderung hervor (wird in Kapitel 6 näher erläutert), und das Gegenüber fühlt sich nun verpflichtet, Ihnen im Gegenzug auch etwas zu geben. Das ist sehr wichtig, eine Konversation unter diesem Aspekt zu führen: Machen Sie aus dem Gespräch ein Geben und Nehmen, außer Sie sprechen mit einer Person, die das Gespräch dominieren will. Ist das der Fall, lassen Sie sie die erste Geige spielen. Doch wenn Sie ein paar Antworten bekommen haben, lassen Sie die Konversation ausklingen und haken Sie nicht gierig immer weiter nach, denn das kann die Alarmglocken schrillen lassen.

Manchmal sind jene Leute, die man als die weltweit „besten Gesprächspartner“ bezeichnet, genau diejenigen, die mehr zuhören als selbst reden.

Diese drei Schritte zu einem erfolgreichen Elizitieren kann im wahrsten Sinne des Wortes die Art und Weise verändern, wie Sie im Alltag mit anderen sprechen, und das nicht nur als Social Engineer oder Security-Auditor, sondern auch für Sie als ganz normaler Mensch. Ich persönlich möchte die oben erwähnten drei Schritte noch gerne um ein oder zwei Schritte ergänzen.

Ein wichtiger Aspekt des Elizitierens ist beispielsweise während eines Gesprächs die Mimik. Wenn Sie Ihr Gegenüber zu intensiv anschauen oder auch zu entspannt, kann das die Art beeinflussen, wie es auf Ihre Fragen reagiert. Wenn Ihr Sprechen ruhig ist und Sie die Zielperson in ein Gespräch verwickelt haben, aber Ihre Körpersprache oder Ihr Gesichtsausdruck Desinteresse signalisieren, kann sich das auf die Stimmung dieser Person auswirken, auch wenn sie es nicht bewusst realisiert.

Womöglich wirkt es eigenartig, wenn ich das in diesem Kontext einbringe, aber ich bin Fan von Cesar Millan, genannt „der Hundeflüsterer“. Ich finde, der Typ ist ein Genie. Er nimmt Hunde, die scheinbar widerspenstig sind, und in wenigen Minuten schafft er es, dass Hunde und auch deren Besitzer qualitativ hochwertige Persönlichkeitseigenschaften entwickeln, die beiden eine sehr erfolgreiche Beziehung ermöglichen. Er bringt den Menschen im Prinzip bei, wie sie mit Hunden kommunizieren: wie man sie Dinge machen lässt und sich dabei einer Sprache bedient, die sie verstehen. Dabei predigt er unter anderem, dass sich die Energie oder der „Spirit“ der Person auf die Energie oder den „Spirit“ des Hundes auswirkt – und das kann ich nur unterstreichen. Anders gesagt, wenn man sich einem Hund gespannt und ängstlich nähert, dann wird der Hund nervöser reagieren, mehr bellen und gereizter sein, auch wenn man selbst eher ruhig spricht.

Natürlich sind Menschen etwas anderes als Hunde, aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass diese Philosophie auch hier gilt. Wenn sich ein Social Engineer einem Ziel nähert, wird sich sein „Spirit“ oder seine Energie auf die Wahrnehmung dieser Person auswirken. Diese Energie wird über die Körpersprache, Mimik, Kleidung und Frisur vermittelt und dann erst über die gesprochenen Worte, die es noch weiter untermalen. Ohne es wirklich selbst zu wissen, nehmen die Menschen solche Sachen auf. Haben Sie schon mal gehört, dass jemand sagt: „Bei diesem Typ kriege ich echt Gänsehaut“ oder „Sie wirkt total nett“?

Wie funktioniert das? Die Seele oder die Energie einer Person nehmen Sie mit Ihren „Antennen“ auf, diese Wahrnehmungen werden dann mit früheren Erfahrungen in Zusammenhang gebracht, und dann wird ein Urteil gefällt. Das machen die Menschen unverzüglich, oft ohne es überhaupt selbst zu merken. Also muss Ihre Energie, wenn Sie sich das Elizitieren auf die Fahne schreiben, zu der Rolle passen, die Sie spielen wollen. Wenn Ihre Persönlichkeit oder Ihr „mentales Make-up“ Ihnen nicht ermöglicht, mit Leichtigkeit einen Manager zu spielen, dann probieren Sie es gar nicht erst. Arbeiten Sie mit dem, was Sie mitbringen. Ich persönlich bin immer eher ein geselliger, umgänglicher Mensch gewesen, und meine Stärke sind definitiv nicht solche Themen wie Chemie oder höhere Mathematik. Würde ich mich in einer der angesprochenen Situationen befinden, würde ich gar nicht erst versuchen, die Rolle einer Person zu spielen, die sich mit so etwas auskennt. Stattdessen würde ich bei meinem Elizitieren einfach einen Fremden geben, der sich anschickt, ein wenig übers Wetter zu parlieren.

Egal für welche Methoden Sie sich entscheiden, Sie können definitiv ein paar Vorkehrungen treffen, um im Vorteil zu sein. Einen davon nennt man Preloading.

3.2.1   Preloading

Sie stehen in der Schlange, um Ihr Kinoticket für 10 Euro zu kaufen, und werden von allen Seiten mit Plakaten der nächsten Filme bombardiert. Sie stehen in der Schlange, um Popcorn und Getränke im Gegenwert von 40 Euro zu kaufen, sehen mehr Plakate, und im Kinosaal schlängeln Sie sich durch die Sitzreihe, um an Ihren Platz zu kommen. Wenn dann endlich der Film anfängt, werden Ihnen verschiedene Trailer präsentiert. Einige dieser Filme sind noch nicht mal in Produktion, aber der Sprecher kündigt sie mit den Worten „Der lustigste Film seit ...“ oder die Musik beginnt mit unheilverkündenden Klängen, dichter Nebel füllt die Leinwand aus und aus dem Off hört man: „Bei Teenage Killer Teil 45 dachten Sie bereits, es sei endlich vorbei …“

Egal um welchen Film es sich handelt, die Marketingleute sagen Ihnen, wie Sie sich fühlen sollen. Anders gesagt sorgen sie für eine Art Vorspannung: Sie füllen die Zuschauer mit Gefühlen, was sie über diesen Film denken sollen – noch bevor die Preview beginnt. Dann werden in den ein bis drei Minuten, in denen sie Ihnen zeigen können, worum es bei dem Film geht, alle möglichen Ausschnitte gezeigt, um Ihnen Appetit zu machen, diesen Film sehen zu wollen und die Massen anzusprechen, die einen Comedy-Film, einen Horrorfilm oder eine Lovestory haben wollen.

Über dieses sogenannte Preloading (wörtlich: vorab befüllen) ist noch nicht viel geschrieben worden, aber es ist ein sehr zentrales Thema. Der Begriff deutet an, dass Sie genau das machen können, was er besagt: die Zielpersonen mit Informationen oder Ideen darüber befrachten, wie sie Ihrem Willen entsprechend auf bestimmte Informationen reagieren sollen. Preloading wird oft in Marketingbotschaften eingesetzt, z.B. in Werbung für Restaurantketten, in denen schöne Menschen miteinander lachen und die Mahlzeit genießen, die so schön und perfekt aussieht. Wenn sie „lecker!“ und „ohhh!“ sagen, schmeckt man das Essen beinahe selbst schon auf der Zunge.

Natürlich können Sie als Social Engineer für Ihre Zielpersonen keine Werbung schalten – wie also soll das hier mit dem Preloading für Ihre Zwecke gehen?

So wie bei vielem in der Welt des Social Engineering müssen Sie beim gewünschten Resultat beginnen und dann rückwärts arbeiten. Welches Ziel haben Sie? Das kann das Standardziel des Elizitierens sein: sich Informationen von einer Zielperson über ein Projekt zu besorgen, an dem diese arbeitet, oder die Zeiten, wann die Person sich im Büro oder im Urlaub befindet. Wie dem auch sei, Sie müssen zuerst das Ziel setzen. Als Nächstes entscheiden Sie, welche Fragen Sie stellen wollen, und dann, welche Art Information als Preloading dienen kann, um diese Person dazu zu bringen, diese Fragen zu beantworten.

Nehmen wir beispielsweise an, Sie wollen heute Abend gerne in ein Steakhaus gehen, von dem Sie wissen, dass Ihre Gutscheine liebende Frau das nicht wirklich toll findet. Sie hingegen haben aber Lust auf ein schönes Rinderfilet und können sie nun sozusagen mit Infos füttern, um eine für Sie vorteilhafte Reaktion zu erzielen. So könnten Sie beispielsweise am Morgen etwas in der folgenden Art sagen: „Schatz, weißt du, worauf ich mal wieder so richtig Lust hätte? Ein schönes saftiges Grillsteak. Letztens bin ich doch zur Post gefahren, und da kam ich an Freds Haus vorbei. Er hatte seinen Grill auf die Veranda gestellt und gerade damit angefangen, die Steaks auf den Grill zu legen. Der Duft wehte mir direkt durchs Autofenster in die Nase, und seitdem muss ich dauernd daran denken.“ Ob dies in gerade jenem Augenblick zu einer Reaktion führt, ist nicht wichtig, sondern dass Sie hier ein Samenkorn gepflanzt haben, das alle Sinne anregt. Sie haben dafür gesorgt, dass sie sich die Steaks brutzelnd auf dem Grill vorstellt, Sie sprachen davon, wie Fred sich um das Fleisch kümmerte, wie Sie den Duft der Steaks und den Rauch gerochen haben und wie gerne Sie nun mal wieder Steaks essen wollen.

Nehmen wir weiterhin an, Sie bringen die Zeitung nach Hause mit, und beim Lesen entdecken Sie die Werbung des Restaurants, wo Sie gerne hin wollen, mit einem Sonderangebot oder Gutschein dabei. Sie lassen die Zeitung einfach mit dieser aufgeschlagenen Seite auf dem Tisch liegen. Auch hier kann es sein, dass Ihre Frau das nicht wahrnimmt oder vielleicht doch, aber weil Sie das neben die Post auf den Tisch gelegt haben, weil Sie über Steaks gesprochen haben und weil sie Gutscheine toll findet, wird sie möglicherweise den Gutschein auf dem Tisch liegen sehen.

Später kommt sie dann zu Ihnen und fragt: „Sag mal, was willst du heute Abend zum Essen haben?“ Hier kommt nun all Ihr Preloading zum Tragen: Sie haben den Geruch und den Anblick von Steaks erwähnt und wie gerne Sie Steak essen möchten. Sie haben einen leicht zu findenden Gutschein für das gewünschte Steakrestaurant auf den Tisch gelegt, und nun ist die Zeit, um sich über das Abendessen Gedanken zu machen. Sie antworten ihr: „Ach, statt dass du dich nun heute an den Herd stellst und hinterher alles aufgeräumt werden muss, wie wäre es denn damit: Wir sind doch schon länger nicht mehr bei XYZ Steaks gewesen. Was hältst du davon, wenn wir da heut Abend mal wieder reinschauen?“

Weil Sie wissen, dass Ihre Frau dieses Lokal nicht so mag, bleibt Ihnen jetzt nur noch die Hoffnung, dass das Preloading funktioniert. Sie entgegnet: „Ich habe für dies Lokal einen Gutschein in der Zeitung gesehen. Wenn man da ein Essen bestellt, kriegt man das zweite Gericht für die Hälfte. Aber du weißt doch, mir gefällt ...“

Noch während sie redet, können Sie ihr ins Wort fallen und in Lobeshymnen ausbrechen: „Ha! Die Göttin der Gutscheine hat wieder zugeschlagen. Tja, ich weiß, dass du Steaks nicht so gerne magst, aber Sally hat letztens noch erzählt, dass es dort auch tolle Hähnchengerichte gibt.“

Ein paar Minuten später sind Sie schon auf dem Weg ins Steakparadies. Ein direkter Angriff mit der Feststellung, dass Sie unbedingt mal wieder in dieses Steakhaus gehen wollen, hätte wahrscheinlich ein nachdrückliches „Nein!“ evoziert. Aber per Preloading ist sie mental schon darauf eingestellt, Ihren Input zu akzeptieren, und es hat funktioniert.

Noch ein weiteres, wirklich grob vereinfachendes Beispiel, bevor es weitergeht: Ein Freund kommt vorbei und sagt: „Ich muss dir mal eine wirklich witzige Geschichte erzählen.“ Welche Reaktionen ruft das bei Ihnen hervor? Vielleicht schmunzeln Sie schon ein wenig, bevor die Geschichte überhaupt angefangen hat, und Sie sind in Ihrer Erwartung bereits auf etwas Lustiges eingestimmt. Also achten Sie auf Gelegenheiten und Momente, bei denen Sie lachen können. Das Preloading Ihres Freundes hat bei Ihnen gegriffen, und Sie haben witzige Geschichte quasi schon vorweggenommen.

Wie funktionieren diese Prinzipien in der Welt des Social Engineering?

Preloading ist an sich schon eine wichtige Fähigkeit. In der Lage zu sein, Ideen oder Gedanken auf eine Weise einzupflanzen, die nicht offensichtlich oder bedrängend ist, benötigt manchmal mehr Geschick als das Elizitieren selbst. Zu anderen Gelegenheiten kann zielabhängig das Preloading sehr komplex sein. Das Szenario mit dem Steakhaus ist ein solch komplexes Problem. Für dieses Preloading brauchte man eine gewisse Zeit und Energie, während ein ganz einfaches Preloading etwas so Simples sein kann wie herauszufinden, welchen Wagentyp jemand fährt oder andere unschuldige Infos. In einer sehr lockeren, beiläufigen Konversation, wo Sie „zufällig“ im gleichen Supermarkt sind wie Ihre Zielperson, können Sie einen Plausch beginnen etwa mit den Worten „Mann, ich liebe meinen Toyota. Dieser Typ im Chevy hat mich gerade beim Ausparken auf dem Parkplatz angefahren, aber nicht mal ein Kratzer ist zu sehen.“ Mit ein bisschen Glück sorgt diese Bemerkung über Ihren Wagen dafür, dass Ihr Gegenüber sich auf ein Gespräch einlässt. Dann können Sie Fragen über Fahrzeuge oder andere Themen einfließen lassen, über die Sie eigentlich ermitteln.

Das Thema Preloading wird sinnvoller im Zusammenhang mit der Analyse, wie Sie elizitieren können. Social Engineers üben diese Fähigkeit schon so lange aus, wie es Social Engineering überhaupt gibt. Sehr oft erkennt der Social Engineer, wie sehr ihm dieser Skill liegt, bevor er sich einem Leben mit Social Engineering zuwendet. Als Jugendlicher oder junger Erwachsener fällt ihm der Kontakt mit anderen leicht, und später findet er heraus, dass er mit seinen beruflichen Plänen immer wieder um diese Fähigkeit kreist. Vielleicht ist er in seinem Freundeskreis der Mittelpunkt, die anderen erzählen ihm offensichtlich ihre Probleme, und es fällt ihnen leicht, mit ihm über alles zu reden. Später merkt er, dass gerade diese Fähigkeiten ihm stets alle Türen öffnen können.

Schon als ich jung war, stand mir dieses Talent bereits zur Verfügung. Meine Eltern berichten von Situationen, wo ich im Alter von fünf oder sechs Jahren gänzlich fremde Personen in Gespräche verwickelte. Manchmal bin ich bei Hochbetrieb in Restaurants in die Küche spaziert und habe mich dort nach unserer Bestellung erkundigt oder wollte wissen, wie bestimmte Dinge hergestellt werden. Irgendwie bin ich damit stets durchgekommen – warum wohl? Wahrscheinlich weil ich nicht wusste, dass ein solches Verhalten inakzeptabel ist und weil ich es voller Selbstvertrauen gemacht habe. Als ich älter wurde, wirkte sich dieses Können (oder eben dieser Mangel an Angst) erst richtig aus.

Es hatte den Anschein, dass Leute, manchmal sogar völlig Fremde, mir liebend gerne ihre Probleme erzählten und mit mir über alles Mögliche sprachen. Eine Geschichte, die meiner Ansicht nach gut verdeutlicht, wie ich nicht nur Preloading, sondern auch mein Können beim Elizitieren nutzen konnte, geschah, als ich etwa 17 oder 18 Jahre alt war.

Ich war begeisterter Surfer und war zu allen möglichen Jobs bereit, um mein Hobby zu finanzieren, also alles vom Pizzataxi fahren über Glasfaserplatten zuschneiden bis zum Rettungsschwimmer. Einmal machte ich Besorgungen für meinen Vater und seine Buchhaltungs- und Finanzberatungsfirma. Ich brachte seinen Kunden Papiere zum Unterschreiben und lieferte sie dann wieder bei meinem Vater ab. Oft waren viele der Kunden recht aufgeschlossen und plauderten aus dem Nähkästchen, sie erzählten mir aus ihrem Leben, von Scheidungen, Erfolgen und auch Fehlschlägen bei ihren Geschäften. Normalerweise begann das mit der Einleitung, wie großartig mein Vater mit ihnen umgehe. Zu jener Zeit verstand ich einfach nicht, warum andere, vor allem Erwachsene, sich einem 17- oder 18-Jährigen gegenüber mit solch persönlichen Themen öffneten und erzählten, wie ihre Welt zusammenbrach.

Da gab es einen bestimmten Kunden, zu dem ich oft kam. Ihm gehörte ein Apartmentgebäude, nicht sonderlich groß oder schick, er besaß da nur ein paar Liegenschaften, die er verwaltete. Dieser arme Tropf hatte ein paar echte Probleme mit seiner Familie, seiner Gesundheit und auch sehr persönliche Schwierigkeiten – und all das berichtete er mir regelmäßig, und zwar so lange, wie ich Zeit hatte zuzuhören. Da begann es mir zu dämmern, dass es mir gelingen könnte, erstaunliche Dinge zu vollbringen oder zu sagen, wenn ich einfach nur Zeit damit verbringe, anderen zuzuhören. Mein Zuhören sorgte dafür, dass die anderen sich bedeutsam vorkamen und mich für einen hervorragenden Menschen hielten. Es war egal, ob ich einfach daneben saß und an meine nächste tolle Surferwelle dachte. Wichtig war nur, dass ich da war und zuhörte.

Normalerweise hörte ich ihm so lange zu, wie seine erstaunlichen Mengen Tabakrauch für mich erträglich waren (er rauchte mehr als irgendeine andere Person, die ich jemals in meinem Leben getroffen habe). Aber ich blieb sitzen und hörte zu, und weil ich jung war und keine Erfahrungen hatte, drängte ich ihm auch weder Rat noch Lösung auf, sondern lauschte einfach aufmerksam. Die Sache war, dass ich wirklich mit ihm mitfühlte, das war nicht vorgetäuscht. Ich wünschte, ich hätte ihm eine Lösung anbieten können. Eines Tages berichtete er mir von seinem Wunsch, wieder in den Westen zu ziehen, wo seine Tochter lebte, um wieder näher bei seiner Familie zu sein.

Ich wollte im Leben vorankommen und einen Job kriegen, den ich für cool und unterhaltsam hielt und mit dem ich mehr verdienen konnte für Surfbretter und andere Sachen, die ich „brauchte“. Als ich da so einmal bei ihm hockte und ihm zuhörte, kam mir auf einmal eine total verrückte Idee in den Sinn: Er betrachtete mich ja als verantwortungsbewussten und engagierten jungen Mann mit einem „hellen Kopf“. Das Preloading hatte bereits in den Monaten stattgefunden, als ich mit ihm zusammen saß und ihm zuhörte. Nun war es Zeit, das in bare Münze umzusetzen. Ich sagte: „Warum ziehen Sie nicht einfach dorthin um, und ich kümmere mich für Sie um Ihren Apartmentkomplex?“ Die Idee war so absurd und lächerlich, dass ich im Rückblick über mich selbst lachen muss. Doch ich hatte ihm mit seinen Problemen wochenlang, ja monatelang zugehört. Ich kannte den Mann, seine Sorgen und Nöte. Obendrein hatte ich ihn deswegen nie ausgelacht oder abgelehnt. Nun hatte er mir ein Problem mitgeteilt, und hier war die perfekte Lösung – eine, mit der all seine Sorgen vom Tisch wären und genauso auch meine. Ich hatte keine großen Ansprüche an ein Einkommen, und er wollte näher bei seiner Familie sein. Wir hatten in den vergangenen Monaten eine Beziehung aufgebaut, und so „kannte“ er mich und hatte Vertrauen zu mir.

Nach einigen Diskussionen kamen wir mit allem überein, und er machte sich auf und zog zurück in den Westen, und ich kümmerte mich mit meinen 17 Jahren sozusagen als stellvertretender Vermieter um einen Apartmentkomplex mit 30 Liegenschaften. Ich könnte Ihnen über diese Story noch viel mehr berichten, aber das Wesentliche ist gesagt. (Doch ich will Ihnen noch verraten, dass dieser Job hervorragend lief, bis er mich darum bat, seine Immobilie für ihn zu verkaufen. Das gelang mir in Rekordzeit, aber gleichzeitig brachte ich mich um meinen Job.)

Das Wesentliche an dieser Geschichte ist, dass ich mit jemandem Rapport aufbauen, also ein gegenseitiges Vertrauen entwickeln konnte. Ohne Mühe und ohne arglistige Absichten gelang es mir, ihm im Laufe der Monate die Vorstellung zu vermitteln, dass ich freundlich, mitfühlend und intelligent sei. Als dann die Zeit gekommen war, konnte ich eine absurde Idee präsentieren, und wegen des (unbeabsichtigten) monatelangen Preloading wurde sie dann auch akzeptiert.

Erst später in meinem Leben wurde mir wirklich klar, was hier geschehen war. Es gab so vielen Faktoren, die mit hineinspielten, aber die ich damals nicht erkannt hatte. Preloading aus Sicht des Social Engineer bedeutet, dass man ein Ziel hat, bevor man anfängt. In diesem Fall hatte ich keine Ahnung, dass ich bei diesem Typ später mal einen echt verrückten Job landen würde. Aber das Preloading funktionierte trotzdem.

In den meisten Social Engineering-Situationen läuft das deutlich schneller ab, aber ich glaube, dass die gleichen Prinzipien gültig sind. Ganz wesentlich ist, dass man so echt und authentisch ist wie möglich. Weil es beim Preloading um die Sinne und Emotionen des Gegenübers geht, dürfen Sie ihm keinen Anlass zum Zweifeln geben. Ihre Fragen sollten zu Ihrem Vorwand (Pretext) passen. Damit das Preloading funktioniert, müssen Sie nach etwas fragen oder bitten, das zu dem Glauben passt, den Sie im anderen aufgebaut haben. Wenn beispielsweise mein Angebot gelautet hätte, dass ich diese Familie meines Kunden besuchen und dort Fotos machen wolle, anstatt seine Apartments zu verwalten, dann hätte das nicht zu dem Glaubenssystem gepasst, das er sich von mir aufgebaut hatte, namentlich dass ich ein schlauer, geschäftsorientierter junger Mann sei, der sich kümmert. Schließlich muss das Angebot, wenn es dann formuliert wird, für die Zielperson vorteilhaft sein oder zumindest als Vorteil wahrgenommen werden. In meinem Fall gab es eine Menge Vorteile für meinen Kunden. Doch beim Social Engineering kann der Vorteil auch recht banal sein: indem man dem Gegenüber beispielsweise eine Plattform gibt, ein bisschen prahlen zu können. Der Nutzen kann aber auch viel umfassender sein und materielle, finanzielle oder psychologische Vorteile beinhalten.

Wenn Sie elizitieren und darin effektiv sind, werden Sie ein meisterhafter Social Engineer. Logischerweise geht es also im nächsten Abschnitt darum, wie man ein erfolgreicher Locker wird.

3.2.2   Elizitieren erfolgreich einsetzen

Schon bei der Analyse meiner eigener Erfahrungen lassen sich zentrale Komponenten identifizieren, die – seit meinem fünften Lebensjahr - meinen Erfolg ausmachen:

       Fehlende Angst, mit anderen zu sprechen, und keine Furcht, sich in Situationen zu befinden, die man nicht als „normal“ betrachtet.

       Ich kümmere mich wirklich um andere, auch wenn ich sie nicht kenne. Ich will anderen zuhören und fühle mich dabei wohl.

       Ich biete Hilfe oder Ratschläge nur an, wenn ich eine echte Lösung habe.

       Ich biete ein wertfreies Zuhören für andere, damit sie über ihre Probleme sprechen können.

Dies sind die zentralen Elemente für erfolgreiches Elizitieren. Das Ministerium für Innere Sicherheit der USA (Department of Homeland Security, DHS) verfügt über ein internes Merkblatt übers Elizitieren, das es seinen Agenten aushändigt. Ich bekam es in die Hände und stellte es online unter www.social-engineer.org/wiki/archives/BlogPosts/ocso-elicitation-brochure.pdf.

Diese Broschüre enthält einige hervorragende Hinweise. Im Grunde stellt sie (wie ja auch in diesem Kapitel) fest, dass Elizitieren genutzt wird, weil es funktioniert, sehr schwer zu erkennen ist und nicht bedrohlich wirkt. Das DHS-Merkblatt setzt sich mit Elizitieren unter dem Aspekt „Wie vermeide ich das?“ auseinander, aber die folgenden Abschnitte greifen einige der Szenarien auf und zeigen, was Sie daraus lernen können.

Ans Ego einer Person appellieren

Das in der DHS-Broschüre vorgestellte Szenario läuft wie folgt ab:

Angreifer: „Sie müssen einen sehr wichtigen Job haben; Herr Soundso hält große Stücke auf Sie.“

Zielperson: „Danke, das ist aber nett, dass Sie das so sagen, aber so wichtig ist mein Job nicht. Ich mache hier bloß Folgendes …“

Die Methode, ans Ego zu appellieren, ist sehr simpel, aber effektiv. Eines gilt es allerdings zu beachten: Jemanden zu bauchpinseln, ist ein wirkungsvolles Instrument, aber wenn Sie es übertreiben oder unaufrichtig machen, wirkt es abstoßend. Sie wollen nicht wie ein verrückter Stalker wirken: „Meine Güte, Sie sind echt die wichtigste Person des Universums, und dann sehen Sie auch noch so toll aus!“ Wenn Sie so etwas sagen, ruft man wahrscheinlich gleich den Sicherheitsdienst.

Wenn man jemanden das Ego „kraulen“ will, muss man das subtil anstellen, und wenn Sie mit einem echten Narziss sprechen, sollten Sie Augenrollen, Seufzer und Streitlust vermeiden, sobald dieser mit seinen Erfolgen angibt. Subtile Egoappelle sind Aussagen wie „Ihre Recherchen haben wirklich bei einer Menge von Leuten dafür gesorgt, dass sie ihren Standpunkt verändert haben zum Thema ...“ oder „Ich habe gerade gehört, wie Mr. Smith dieser Gruppe da hinten berichtet, dass Sie einer der tüchtigsten Datenanalysten sind, die er hat.“ Schießen Sie mit diesem Ansatz nicht derart übers Ziel hinaus, dass es auffällt.

Dezente Schmeicheleien verleiten eine Person möglicherweise zu einem Gespräch, das sonst nie stattgefunden hätte, stellt die DHS-Broschüre fest, und genau das ist ja Ihr Ziel als Social Engineer.

Gegenseitiges Interesse bekunden

Führen Sie sich mal dieses Szenario vor Augen:

Angreifer: „Ach, Sie wissen gut über ISO 9001 Compliance-Datenbanken Bescheid? Sie sollten sich mal das Modell anschauen, das wir für eine Reporting-Engine erstellt haben, die uns bei dieser Zertifizierung unterstützen soll. Ich kann Ihnen eine Kopie besorgen.“

Zielperson: „Das würde ich mir liebend gerne mal anschauen. Wir haben bereits überlegt, ob wir nicht in unser System eine Reporting-Engine einfügen sollten.“

Gegenseitiges Interesse auszudrücken, ist ein wichtiger Aspekt des Elizitierens. Dieses spezielle Szenario ist sogar noch wirkungsvoller, als wenn man nur das Ego des anderen kraulen würde, da es die Beziehung über das anfängliche erste Gespräch hinaus erweitert. Die Zielperson stimmt hier einem weiteren Kontakt zu, akzeptiert vom Angreifer sogar Software und hat seine Bereitschaft ausgedrückt, Pläne für die zukünftige Software der Firma zu besprechen. All dies kann zu einer massiven Sicherheitslücke führen.

Das Gefährliche in dieser Situation ist, dass der Angreifer nun die volle Kontrolle hat. Er kontrolliert die nächsten Schritte, welche Informationen geschickt werden, wie viel und wann sie freigegeben werden. Das ist ein sehr weitreichender und wirkungsvoller Schachzug des Social Engineer. Und wenn das Engagement langfristig ist, dann ist es natürlich noch vorteilhafter, wenn man Software weitergeben kann. Wenn man die nützliche und nicht-böswillige Software weitergibt, baut das Rapport auf und sorgt bei der Zielperson für ein Gefühl der Verpflichtung.

Eine absichtlich falsche Aussage treffen

Wenn man eine falsche Aussage verkündet, sollte man eigentlich annehmen, dass das nach hinten losgeht, aber sie kann sich als eine mächtige Kraft erweisen, die man nicht außer Acht lassen sollte.

Angreifer: „Es ist allgemein bekannt, dass die Firma XYZ für dieses Widget die weltweit am häufigsten verkaufte Software produziert.“

Zielperson: „Das stimmt aber eigentlich nicht. Unsere Firma hat schon 1998 begonnen, ein ähnliches Produkt zu verkaufen, und unsere Verkaufszahlen haben die andere Firma regelmäßig um mehr als 23 % übertroffen.“

Wenn solche Aussagen effektiv eingesetzt werden, entlockt das der Zielperson womöglich eine Reihe von wahren Fakten. Die meisten Leute müssen falsche Feststellungen korrigieren, sobald sie so etwas hören. Es ist beinahe so, als werden sie herausgefordert zu beweisen, dass sie Recht haben. Der Wunsch, andere zu informieren, kenntnisreich und bewandert zu erscheinen und falschen Behauptungen gegenüber unnachsichtig zu sein, scheint der menschlichen Natur sehr eigen zu sein. Diese Eigenschaft zu verstehen, verwandelt dieses Szenario in eine wirkungsvolle Chance für den Social Engineer: Sie können anhand dieser Methode der Zielperson vollständige Details über reale Tatsachen abluchsen und auch herausfinden, wer sich in einer Gruppe bei einem bestimmten Thema am meisten auskennt.

Informationen freiwillig weitergeben

Die DHS-Broschüre verweist nachdrücklich auf eine sehr verbreitete Persönlichkeitseigenschaft. Sie wurde bereits schon einige Male in diesem Buch erwähnt und wird später noch viel eingehender besprochen: Gemeint ist die Verpflichtung, als Gefühl eine starke Kraft. Wenn Sie als Social Engineer in einem Gespräch Informationen anbieten, dann fühlt sich die Zielperson fast immer genötigt, mit ähnlich nützlichen Informationen zu antworten.

Wollen Sie das mal ausprobieren? Wenn Sie das nächste Mal mit Freunden zusammen sind, erwähnen Sie beiläufig: „Sagt mal, habt ihr das von Ruth mitgekriegt? Ich habe gehört, sie hat ihre Arbeit verloren und ernste Probleme, neue zu finden.“

Meistens bekommen Sie etwas wie folgt zu hören: „Oha, das ist mir neu. Was für schreckliche Nachrichten. Ich habe gehört, dass Joe sich scheiden lässt und dass sie auch das Haus verlieren.“

Ein trauriger Aspekt der Menschlichkeit ist, dass wir dazu neigen, dem Sprichwort „Mit seinem Schmerz ist keiner gern allein“ zu leben – wie sehr das in diesem Fall zutrifft! Die Menschen neigen dazu, ähnliche Neuigkeiten weitergeben zu wollen. Social Engineers machen sich diese Neigung zunutze, um Tonfall oder Stimmung eines Gesprächs zu prägen und bei den anderen das Gefühl der Verpflichtung hervorzurufen.

Kenntnisse unterstellen

Ein weiteres mächtiges Manipulationsinstrument ist, anderen ein bestimmtes Wissen zu unterstellen. Eine allgemeine Binsenweisheit ist: Wenn jemand sich mit einer bestimmten Situation auskennt, dann sei es akzeptabel, sie mit ihm zu besprechen. Ein Angreifer kann diese Eigenschaft gezielt ausbeuten, indem er Informationen so präsentiert, als sei er eingeweiht, und dann mittels Elizitieren ein Gespräch darauf aufbaut. Er kann diese Information dann wieder abrufen, als wäre sie auf seinem Gras gewachsen, und baut dann die Illusion weiter aus, er würde sich mit diesem Thema eingehend auskennen. Dieses Szenario lässt sich besser anhand eines Beispiels verdeutlichen.

Ich bin mal nach China gefahren, um dort ein großes Geschäft mit bestimmten Materialien auszuhandeln. Ich brauchte für die Verhandlungen einige intime Kenntnisse über meine Zielfirma und musste irgendwie daran kommen, bevor ich mich mit deren Vertretern traf. Wir hatten uns noch nie persönlich getroffen, aber ich machte mich auf den Weg zu einer Konferenz in China, bevor meine Verhandlungen begannen. Bei der Konferenz belauschte ich zufällig ein Gespräch, wie man sich in eine bessere Position manövriert, wenn man mit Chinesen verhandelt.

Ich wusste, dass dies meine Gelegenheit ist, und das Sahnehäubchen der Geschichte war, dass einer aus der kleinen Gruppe genau jener Firma angehörte, mit der ich mich treffen wollte. Ich klinkte mich schnell in die Konversation ein und wusste, wenn ich nicht gleich etwas sage, dann würde ich das Gesicht verlieren. Meine Kenntnisse waren beschränkt, aber das mussten die ja nicht gerade wissen. Als eine kleine Pause entstand, fing ich damit an, über die Guanxi-Theorie zu sprechen. Bei Guanxi geht es im Prinzip darum, wie zwei Personen, die nicht den gleichen sozialen Status haben, miteinander in Kontakt kommen und wie man vom anderen eine Gefälligkeit erbittet, aber dann auch irgendwann eine Gegenleistung erbringen muss. Ich sprach davon, wie diese Verbindung verwendet werden kann, und schloss dann mit der Bemerkung, wie wichtig es für einen Amerikaner ist, nicht einfach die Visitenkarte anzunehmen und sie in die Gesäßtasche zu stecken, sondern sie eingehend zu prüfen, zu kommentieren und dann respektvoll an sich zu nehmen.

Dieser Einwurf reichte, um mich als jemand einzuführen, der sich auskannte und es verdiente, in diesem vertrauten Kreis zu bleiben. Nachdem ich so meinen Wissensstand etabliert hatte, lehnte ich mich zurück und hörte zu, wie alle sich über ihre Erfahrungen damit verbreiteten, wie man korrekt mit großen chinesischen Firmen verhandelt. Ich passte besonders genau auf, als der Herr sprach, der bei meiner Zielfirma arbeitete. Als er sprach, konnte ich merken, dass seine „Tipps“ sehr eng mit der Geschäftsphilosophie seiner Firma verknüpft waren. Dieses Wissen war wertvoller als alles, was ich für Geld hätte kriegen können, und machte diese Geschäftsreise sehr erfolgreich.

Es gibt noch einige weitere Szenarien, die meines Erachtens beim Elizitieren oft einzusetzen sind.

Die Wirkung von Alkohol

Nichts lockert die Lippen mehr als Alkohol. Das ist eine bedauerliche, aber wahre Tatsache. Setzen Sie bei einer der vorangegangenen fünf Szenarien Alkohol ein, und Sie können darauf wetten, dass sich die Wirkung verzehnfacht.

Am besten beschreibt man dieses Szenario wahrscheinlich mit einer wahren Geschichte.

1980 reiste ein erfahrener Wissenschaftler vom Los Alamos National Laboratory zu einem Forschungsinstitut in der Volksrepublik China, um über sein Spezialgebiet Kernfusion zu sprechen. Er kannte sich bestens bei den amerikanischen Atomwaffen aus, doch ihm war auch klar, dass er sich in eine gefährliche Situation begab und darum strikt bei seinem Thema zu bleiben hatte.

Doch er wurde andauernd mit Fragen bombardiert, die direkt mit Nuklearwaffen zu tun hatten und immer mehr in die Details gingen. Die Taktik der Angreifer änderte sich, und man stellte ihm nun eine Menge harmlose Fragen über Fusion und Astrophysik, sein Spezialgebiet.

Einmal wurde ihm zu Ehren sogar eine Cocktailparty veranstaltet. Man setzte sich zusammen, lobte sein Wissen und seine Forschungen und brachte jedes Mal einen Toast darauf aus. Man begann, Geheimangelegenheiten nachzufragen, z.B. die Zündungsbedingungen von Deuterium und Tritium, die beiden Komponenten der seinerzeit neuen Neutronenbombe. Er schlug sich wacker, die andauernden Fragen abzuwehren, doch nach vielen Toasts und einer Party immerhin zu seinen Ehren beschloss er, eine Analogie zu liefern. Er mutmaßte vor der Gruppe, wenn man die beiden Komponenten zu einem Ball zusammenpappt und diesen dann vom Tisch rollen lässt, dann würde diese Kugel höchstwahrscheinlich explodieren, weil diese Stoffe eine derartig niedrige Temperaturschwelle haben.

Diese scheinbar wertlose Geschichte und Information führte höchstwahrscheinlich dazu, dass die chinesischen Forscher einen klaren Weg erkannten, mit der Forschung über Nuklearwaffen weiterzumachen. Sie hätten sich mit dieser Information an einen anderen Wissenschaftler wenden und, mit ihrem nun etwas erweiterten Wissen gewappnet, diese Info dazu nutzen können, mit ihm in die nächste Phase zu kommen. Nach vielen Versuchen ist es sehr wahrscheinlich, dass die chinesischen Wissenschaftler ein klares Bild davon bekommen hatten, welcher Pfad einzuschlagen war.

Dies ist ein gravierendes Beispiel dafür, wie Elizitieren dazu führen kann, ein klares Bild der Gesamtantwort zu bekommen. Beim Social Engineering gilt für Sie das Gleiche: Sie kriegen wahrscheinlich nicht alle Antworten aus nur einer Quelle. Sie könnten einer Person einige Angaben über ihren Aufenthalt zu einem bestimmten Zeitpunkt abluchsen und dann diese Info nutzen, um auf der nächsten Stufe andere Sachen herauszufinden, und dann immer so weiter. Die Körnchen Information dann jeweils zusammenzusetzen, ist oft gerade der schwere Teil, wenn man seine Fähigkeiten beim Elizitieren perfektionieren will. Das nehmen wir uns nun vor.

3.2.3   Intelligente Fragen stellen

Als Social Engineer muss Ihnen klar sein, dass das Ziel des Elizitierens nicht etwa ist, sich vor jemanden hinzustellen und zu fragen: „Wie lautet das Passwort für deinen Server?“

Das Ziel ist, an kleine und scheinbar nutzlose Infobrocken zu gelangen, die einem helfen, eine klare Vorstellung über die gesuchten Antworten oder den Weg dazu zu bekommen. Wie dem auch sei, diese Art Informationssammlung hilft dem Social Engineer, sehr deutlich den Weg zum letztendlichen Ziel zu erkennen.

Woher wissen Sie, welche Art Fragen Sie einsetzen sollen?

Die folgenden Abschnitte analysieren existierende Fragetypen und wie ein Social Engineer sie zu nutzen hat.

Offene Fragen

Offene Fragen kann man nicht mit einem Ja oder Nein beantworten. Wenn man sagt: „Ganz schön kalt draußen heute, was?“, ruft das beim Gegenüber ein „Ja“, „Hm“, „Genau“ oder eine ähnlich zustimmende gutturale Äußerung hervor. Wenn Sie hingegen fragen: „Was halten Sie vom Wetter heute?“, führt das zu einer echten Antwort: Die Person kann nicht nur ein Ja oder Nein von sich geben.

Ein Social Engineer lernt, solche offenen Fragen zu nutzen, indem er gute Reporter analysiert und studiert. Ein guter Berichterstatter muss solche offenen Fragen stellen, damit er seinem Interviewpartner eine Antwort nach der nächsten entlockt.

Nehmen wir an, ich möchte einen Freund treffen, aber er sagt das Treffen ab, und ich will nun wissen warum. Ich kann eine Frage stellen wie „Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was letztens aus unserem Treffen geworden ist.“ Dann erfahre ich:

„Ich habe mich nicht sonderlich gut gefühlt.“

„Oh, ich hoffe, jetzt geht’s dir wieder besser. Was war denn los?“

Diese Fragerichtung erbringt normalerweise mehr Ergebnisse als ein massiver Angriff auf die Person: „Alter, was war los, verflixt noch mal? Du hast mich den einen Abend da total hängen lassen!“

Ein weiterer Aspekt offener Fragen, der einen mit viel Macht ausstattet, ist der Einsatz von warum und wie: Lässt man einer Frage ein warum oder wie folgen, führt das möglicherweise zu ausführlicheren Erläuterungen als das, wonach Sie ursprünglich gefragt hatten.

Solche Fragen sind wiederum nicht durch Ja oder Nein beantwortbar, und Ihr Gegenüber gibt dann andere Details preis, die für Sie interessant sein können.

Manchmal sorgt man mit einer offenen Frage auf gewissen Widerstand. Dem begegnet man mit der sogenannten Pyramidenmethode. Bei der Pyramidenmethode beginnen Sie mit engen, klar umrissenen Fragen und formulieren im weiteren Verlauf immer breiter und allgemeiner. Wenn Sie bei dieser Technik wirklich gut werden wollen, dann sollten Sie sie übungsweise bei Teenagern einsetzen.

Offene Fragen wie „Wie war’s heut in der Schule?“ erbringen sehr oft nur ein „Gut“ und mehr nicht. Also wäre eine treffender auf den Punkt formulierte Frage ein guter Ansatz, um den Informationsfluss in Gang zu bringen.

„Was macht ihr dieses Jahr in Mathe?“ Diese Frage ist sehr klar umgrenzt und kann nur mit einer recht spezifischen Entgegnung beantwortet werden: „Algebra II.“

„Ah ja, das habe ich immer gehasst. Wie gefällt dir das denn?“

Von hier aus verzweigen Sie bei Bedarf in allgemeinere Fragen, und wenn Sie die Zielperson erst einmal zum Reden gebracht haben, bekommt man weitere Infos generell leichter.

Geschlossene Fragen

Geschlossene Fragen sind naheliegenderweise das Gegenteil von offenen Fragen. Doch damit können Sie sehr effektiv das Ziel in eine von Ihnen vorgegebene Richtung führen. Bei geschlossenen Fragen gibt es oft nur ein oder zwei Möglichkeiten als Antwort.

Eine offene Frage wäre etwa „Was für eine Beziehung haben Sie zu Ihrem Vorgesetzten?“, aber eine geschlossene Frage würde man so formulieren: „Ist die Beziehung zu Ihrem Vorgesetzten gut?“

Normalerweise legt man es bei geschlossenen Fragen weniger auf detaillierte Informationen an, sondern will vielmehr das Ziel leiten und führen.

Polizeiliche Ermittler und Rechtsanwälte nutzen oft diese Art von Beweisführung. Wenn sie ihre Zielperson in eine bestimmte Richtung bringen wollen, stellen sie sehr geschlossene Fragen, die keine freien Antworten erlauben – etwa in der Art:

„Kennen Sie den Angeklagten, Mr. Smith?“

„Ja, den kenne ich.“

„Haben Sie Mr. Smith am Abend des 14. Juni in der ABC Taverne gesehen?“

„Habe ich.“

„Und um wie viel Uhr war das?“

„Um 23:45 Uhr.“

Alle diese Fragen sind sehr geschlossen formuliert und erlauben nur eine oder zwei Antworttypen.

Suggestivfragen

In der Kombination der Aspekte von offenen und geschlossenen Fragen sind Suggestivfragen offen, enthalten aber einen Hinweis, der zur Antwort führt – etwa in der Art „Sie waren am 14. Juni mit Mr. Smith etwa um 23:45 Uhr in der ABC Taverne, nicht wahr?“ Diese Art Fragen führt das Ziel in Ihre gewünschte Richtung, es hat aber die – sehr begrenzte – Möglichkeit, seine Meinung auszudrücken. Es installiert bei der Zielperson auch den Eindruck (Preloading), dass Sie etwas über das gefragte Geschehen wissen.

Suggestivfragen kann man oft mit einem Ja oder Nein beantworten, aber sie unterscheiden sich von geschlossenen Fragen, weil darin unterschwellig mehr Informationen eingebaut werden, die – bei Beantwortung – dem Social Engineer mehr Informationen an die Hand geben, mit denen er arbeiten kann. Suggestivfragen unterstellen bestimmte Fakten und fordern die Zielperson dann auf, dass sie denen zustimmt oder sie ablehnt.

1932 schloss der britische Psychologe Frederic C. Bartlett eine Studie über rekonstruktive Erinnerung ab. Er erzählte seinen Testsubjekten eine Geschichte und forderte sie anschließend auf, die Fakten sofort wiederzugeben, dann zwei Wochen danach und schließlich vier Wochen später. Bartlett fand heraus, dass die Testpersonen die Story modifizierten, und zwar basierend auf ihrem kulturellen Hintergrund, ihren Überzeugungen und auch ihrer Persönlichkeit. Keiner war in der Lage, die Geschichte akkurat und vollständig wiederzugeben. Daraus wurde der Schluss gezogen, dass Erinnerungen keine präzisen Aufzeichnungen unserer Vergangenheit sind. Es scheint, dass Menschen bestrebt sind, die Erinnerung in die vorhandenen Repräsentationen der Welt einzupassen. Wenn wir befragt werden, antworten wir sehr oft aus unserer Erinnerung heraus, die auf unseren Wahrnehmungen beruht und darauf, was für uns wichtig ist.

Deswegen ist es möglich, Menschen Suggestivfragen zu stellen und deren Erinnerung zu manipulieren. Elizabeth Loftus, eine führende Persönlichkeit im Forschungsfeld der Augenzeugenberichte, hat durch den Einsatz von Suggestivfragen demonstriert, wie man einfach die Erinnerung einer Person an eine Situation verzerren kann. Zeigen Sie beispielsweise jemandem das Bild eines Kinderzimmers, in dem kein Teddy zu sehen ist, und fragen diese Person dann: „Haben Sie einen Teddybär gesehen?“, suggerieren Sie nicht, dass einer im Zimmer ist, und die Person kann nach ihrem Gutdünken frei bejahen oder verneinen. Doch wenn Sie fragen „Haben Sie den Teddybär gesehen?“, dann lässt das darauf schließen, dass sich womöglich einer im Raum befindet, und die Person antwortet eher „Ja“, weil sich die Anwesenheit eines Teddys mit dem Schema dieser Person über ein Kinderzimmer deckt.

Diese Forschungsarbeiten legen nahe, dass der Einsatz von suggestiven Fragen in den Händen eines geschickten Social Engineers zu einem mächtigen Instrument wird. Wenn ein Social Engineer gelernt hat, wie sein Ziel zu führen ist, erweitert er damit auch seine Fähigkeiten bei der Informationssammlung.

Vermutungsfragen

Vermutungsfragen sind genau das, wonach sie klingen: Sie vermuten, dass die Zielperson bereits ein bestimmtes Wissen besitzt. Der Social Engineer klärt über Vermutungsfragen an die Zielperson, ob diese auch über die Information verfügt, auf die er es anlegt.

Ein Skill, der z.B. von polizeilichen Ermittlern eingesetzt wird, ist die Annahme, die Zielperson wisse bereits etwas, beispielsweise über eine Person. Dann wird etwa gefragt wie „Wo lebt Mr. Smith?“. Abhängig von der Antwort kann der Beamte feststellen, ob der Befragte diese Person kennt und wie viel er über sie weiß.

Hier sei noch anzumerken, dass ein Social Engineer, wenn er mit Vermutungsfragen arbeitet, der Zielperson nie den Gesamtkontext vermitteln sollte. Denn dann gäbe er der Zielperson all seine Macht und beraubt sich der Fähigkeit des Social Engineer, die Umgebung zu kontrollieren. Der Social Engineer wird niemals Vermutungsfragen einsetzen, um die Zielperson eines Unrechts zu beschuldigen. Denn dann bricht der Kontakt zur Zielperson ab, und er bringt sich dadurch wiederum um die Macht des Social Engineering.

Ein Social Engineer sollte Vermutungsfragen stellen, wenn er eine Vorstellung von den wahren Fakten hat, die er in der Frage einsetzen kann. Eine Vermutungsfrage mit falscher Information zu stellen, könnte dazu führen, dass sich die Zielperson abwendet, und bestätigt nur, dass sie nichts über etwas weiß, das gar nicht passiert ist. Noch einmal zurück zu einem früheren Beispiel: Wenn ich Informationen von einem führenden Chemiker haben will und ein paar Recherchen angestellt habe, sodass ich genug weiß, um einen intelligenten Satz zu formulieren, dann könnte ich eine Vermutungsfrage stellen. Doch es ruiniert definitiv meine weiteren Chancen im Vorgehen, wenn ich nicht in der Lage bin, bei den Vermutungen mitzuhalten, die sich die Zielperson nun über meine Kenntnisse macht.

Wenn ich z.B. frage: „Wenn Deuterium und Tritium derart niedrige Temperaturgrenzwerte haben, wie behandelt man dann dieses Material, um eine Entzündung zu vermeiden?“ Die folgenden Informationen sind möglicherweise schwer verständlich, wenn ich kein Atomphysiker bin. Das ist kontraproduktiv und nicht sonderlich nützlich. Planen Sie Ihre Vermutungsfragen so, dass sie maximalen Effekt haben.

Zum Zubehör, das den polizeilichen Ermittlern beigebracht wird und sehr praktisch beim Einsatz von Vermutungsfragen ist, gehört die Ergänzung: „Denken Sie nun aber genau nach, bevor Sie die nächste Frage beantworten ...“ Diese Art Aussage sorgt bei der Zielperson für ein Preloading mit der Vorstellung, sie müsse sich bei ihrer nächsten Aussage wahrheitsgemäß äußern.

Es kann Monate oder Jahre dauern, diese Skills zu meistern. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn die ersten Versuche nicht erfolgreich sind, und probieren Sie es weiter. Doch keine Angst, ich habe noch einige Tipps, wie man diesen Skill meistert. Die führe ich nun abschließend vor.

3.3   Elizitieren meistern

In diesem Kapitel sind eine Menge Informationen aufzunehmen, und wenn Sie kein geselliger Mensch sind, dann stellt Sie der Einsatz dieser besprochenen Techniken womöglich vor große Herausforderungen. Wie die meisten Aspekte von Social Engineer enthält auch das Elizitieren eine Reihe von Prinzipien, die bei Beachtung den Grad Ihrer Fähigkeiten erweitert. Um dies zu bewältigen, sollten Sie Folgendes bedenken:

       Bei zu vielen Fragen gräbt man sich vielleicht bei der Zielperson das Wasser ab. Wenn man seinen Gesprächspartner dauernd mit Fragen bombardiert, wird das dazu führen, dass er dichtmacht. Denken Sie immer daran, dass es bei Gesprächen ums Geben und Nehmen geht. Sie fragen etwas, aber Sie müssen auch etwas von sich mitteilen, um die Zielperson aufzulockern.

       Zu wenige Fragen führen dazu, dass sich die Zielperson unwohl fühlt. Kennen Sie Gespräche, in denen sich „unangenehmes Schweigen“ ausbreitet? Gar nicht gut, nicht wahr? Gehen Sie nicht von der Annahme aus, die Zielperson sei ein geschickter und williger Gesprächspartner. Sie müssen daran arbeiten, dass das Gespräch zu einer angenehmen Erfahrung wird.

       Stellen Sie jeweils nur eine Frage auf einmal. In Kapitel 5 geht es um „Pufferüberläufe des Gehirns“, aber hier lautet Ihr Ziel erst einmal, die Zielperson nicht zu überfluten. Es geht lediglich darum, Informationen zu sammeln und ein Profil aufzubauen. Dafür dürfen Sie nicht zu eifrig oder zu desinteressiert wirken.

Wie Sie wahrscheinlich schon gemerkt haben, ist eine gute Balance eine wichtige Voraussetzung, damit das Elizitieren auch funktioniert. Zu viel, zu wenig, zu viel auf einmal oder auch nicht ausreichend ... all das bringt Sie um Ihre Erfolgschancen.

Doch wenn Sie diese Prinzipien einüben und einsetzen, meistern Sie diese erstaunliche Gabe. Egal, ob Sie diese Methode für Social Engineering nutzen oder einfach nur lernen wollen, mit anderen zu interagieren, probieren Sie mal Folgendes aus: Stellen Sie sich ein Gespräch wie einen Trichter vor, bei dem oben der größte, „neutralste“ Teil ist und unten der ganz enge, direkte Abschluss.

Fangen Sie so an, dass Sie der Zielperson einige sehr neutrale Fragen stellen, und ermitteln Sie darüber schon mal ein paar Informationen. Achten Sie aufs Geben und Nehmen im Gespräch und arbeiten Sie sich dann in Richtung offener Fragen vor. Bei Bedarf können Sie auch ein paar geschlossene Fragen stellen, um die Zielperson dorthin zu leiten, wo Sie hinwollen. Wenn es dann zur Situation passt, gehen Sie gegen Ende dieses „Gesprächstrichters“ zu gezielteren Fragen über. Dann fließt unten aus der „Trichteröffnung“ ein ganzer Strom von Informationen.

Stellen Sie sich das so vor wie in der in diesem Kapitel beschriebenen Situation, wo ich mit meiner Zielperson bei der Feier der Handelskammer war. Mein Ziel bestand darin, Informationen zu sammeln oder irgendwas anderes, das zu einer Sicherheitslücke führen könnte.

Ich begann das Gespräch mit der sehr neutralen, allgemeinen Frage: „Na, auch den Geiern entkommen?“ Mit dieser Frage brach ich das Eis und brachte auch ein wenig Humor ins Spiel, um eine Brücke zu schlagen, mit der wir uns auf einer gemeinsamen gedanklichen Ebene treffen konnten. Ich stellte einige weitere neutrale Fragen und überreichte ihm meine Visitenkarte, während ich mich nach seiner Tätigkeit erkundigte. Damit ging ich dann reibungslos zu den offenen Fragen über.

Von zentraler Bedeutung war hier eine kurze Phase der Informationssammlung vorab, wobei sorgfältig platzierte geschlossene oder Vermutungsfragen eingesetzt wurden. Nachdem ich über den kürzlich erfolgten Erwerb der Firma von neuer Buchhaltungssoftware und Netzwerk-Upgrades erfahren hatte, wollte ich den Blattschuss ansetzen. Als ich mich außerdem über das Gebäude erkundigt hatte, wusste ich, dass dort mit RFID gearbeitet wurde, war mir aber nicht sicher, ob die Zielperson so weit gehen und mir die Karte beschreiben oder gar zeigen würde.

Hier spielt der Einsatz von direkten Fragen eine wichtige Rolle: direkt auf den Punkt zu kommen und nachzufragen, mit welcher Form der Sicherheit bei der Firma gearbeitet wird. Als ich diese Art von Fragen einsetzte, war unser Rapport- und Vertrauensfaktor so hoch, dass er wahrscheinlich jede meiner Fragen beantwortet hätte.

Die Kommunikation mit Menschen zu verstehen, ist eine zentrale Fähigkeit für einen Ermittler. Der Social Engineer muss anpassungsfähig und in der Lage sein, das Gespräch an die Umgebung und Situation anzupassen. Es ist absolut wesentlich, auch schon das kleinste bisschen Vertrauen zur Zielperson aufzubauen. Ohne einen solchen Rapport misslingt das Gespräch sehr wahrscheinlich.

Zu den anderen wesentlichen Faktoren gehört, darauf zu achten, dass Ihr Kommunikationsstil, die eingesetzten Fragen und Ihre Redeweise alle zu Ihrem gewählten Vorwand passen. Zu wissen, wie man Fragen stellt, die eine Antwort erzwingen, ist der Schlüssel für erfolgreiches Elizitieren, aber wenn alle Skills und Fragen nicht zum Vorwand passen, wird der Versuch zu elizitieren höchstwahrscheinlich fehlschlagen.

3.4   Zusammenfassung

In diesem Kapitel ging es um einige der wirkungsvollsten Punkte des ganzen Buches – wirkungsvoll in dem Sinne, dass deren Einsatz nicht nur Ihre Fähigkeiten als Social Engineer, sondern auch die als Kommunikator ändern kann. Wenn man sich damit auskennt, wie man die richtigen Fragen im richtigen Moment und auf richtige Weise stellt, eröffnet einem das sehr viele Möglichkeiten. Für den Social Engineer trennt dies den Erfolg vom Misserfolg. Der erste Eindruck basiert vor allem auf dem visuellen Erscheinen, doch was dann zuerst über Ihre Lippen kommt, entscheidet über Erfolg oder Misserfolg. Gelingt das Elizitieren meisterhaft, ist man als Social Engineer beinahe garantiert erfolgreich und verleiht jedem gewählten Vorwand besonderes und entscheidendes Gewicht.

In diesem Kapitel war immer wieder die Rede von der Macht des Pretexting. Dies ist ein weiteres Thema, das jeder Social Engineer, egal ob böswillig oder professionell, meistern muss. Doch wie erreichen Sie dieses Ziel? Dafür müssen Sie das Pretexting lernen und genau verstehen, worum es dabei geht. Dem wenden wir uns nun in Kapitel 4 zu.