Grüne Referentin investiert Millionen, dass München „gendergerecht“ wird
Wenn Wissenschaft, Biologie und alle Grundlagen zwischen biologischem und sozialem Geschlecht verwischt werden und nur aus ideologischen Gesichtspunkten betrachtet werden, kommt sowas heraus.
„Ich hätte den Job nicht angetreten, wenn es nur ein Aufräumen wäre“, sagte jüngst Laura Sophie Dornheim, IT-Referentin der Stadt München, im Interview mit der Abendzeitung. Die 38-Jährige ist Wirtschaftsinformatikerin, hat in Gender Studies promoviert – und räumt jetzt tatsächlich nicht nur auf, sondern schmeißt an der Isar ordentlich um.
Den rund 1,5 Millionen Münchnern wird die neue IT-Referentin in den kommenden Jahren Schritt für Schritt aufzwingen, was in ihrem Nischenstudiengang, bei der Grünen Jugend und im Deutschlandradio gesetzt ist.
Nämlich, dass das generische Maskulinum diskriminierend sei, weil es Frauen und Trans- wie nicht-binäre Personen exkludieren würde, und das binäre Geschlechtersystem eigentlich weg muss.
Rund vier Millionen Euro nimmt die Stadt München auf Initiative von Dornheim deshalb in den kommenden vier Jahren in die Hand, um die eigene IT-Infrastruktur, wie es heißt, „gendergerecht“ umzukrempeln.
Dornheim will, dass ab 2026 in allen städtischen Texten – von der Bekanntmachung des Rathauses bis zu Formularen im Bürgerbüro – „alle Geschlechter“ etwa mit Hilfe von Gendersternchen angesprochen werden respektive die Formulierungen so gewählt werden, dass sich ja niemand nicht-angesprochen fühlt.
Zeitgeistiger Firlefanz an der Isar
Statt zum Beispiel „Herr“ oder „Frau“ für, sagen wir, einen Newsletter der Stadt auszuwählen, soll es den Münchnern künftig möglich sein, sich zum Beispiel für die sexuell unverfängliche Anrede „Grüß Gott“ zu entscheiden, wie unter anderem die „Bild“ berichtet.
Dornheim erläutert das Vorhaben gegenüber der „Abendzeitung“ so: „Das Bundesverfassungsgericht hat mit einem Urteil die öffentliche Verwaltung dazu verpflichtet, alle Menschen korrekt anzusprechen. Bei meiner Verbeamtung habe ich einen Eid darauf geleistet, Recht und Gesetz umzusetzen und genau das tue ich mit diesem Projekt.“
Diese, sagen wir, eigenwillige Interpretation eines Urteils des Bundesverfassungsgerichtes, das sich 2017 mit dem Geschlechtseintrag „divers“ befasst hat – nicht mit der Frage, ob es schon diskriminierend ist, wenn in Behördentexten nicht gegendert wird –, vorzuschieben, um ein ideologisches Vorhaben als alternativlos zu verkaufen, ist an und für sich schon ein bisserl dreist.
Außerdem schien es bisher so, als sei München eigentlich halbwegs resistent gegen übertriebenen zeitgeistigen Firlefanz, der nichts bringt außer Kosten und dem einen oder anderen Verantwortlichen vielleicht noch das gute Gefühl, auf der moralisch richtigen Seite zu stehen.
Wissen Sie, in Sachen sexueller Diversität ist München zum Beispiel Vorreiter. So zog mit Thomas Niederbühl von der Partei Rosa Liste im Jahr 1996 europaweit erstmals ein Vertreter einer schwul-lesbischen Wählergruppe in ein Kommunalparlament ein, namentlich in den Münchner Stadtrat.
Sexuelle Minderheiten und Mehrheiten durchmischen sich
Mit dem Glockenbachviertel haben wir einen ganzen Stadtteil, in dem sexuelle Diversität omnipräsent ist. Und im Jahr 2000 gab es in München, lässt sich nachlesen, sechs rein schwule Diskotheken, sechs Saunen und 60 Bars, Cafés, Restaurants und Kneipen.
Die Zahl ist zwar rückläufig. Das scheint mir aber eher eine gute Nachricht zu sein, weil sich, so meine These, bei uns sexuelle Minderheiten und Mehrheiten einfach durchmischt ins Nachtleben stürzen und nicht künstlich isoliert voneinander.
Selbst was die Sichtbarkeit von Frauen angeht, hat sich die Stadt München nichts vorzuwerfen. Auch dies ist ja ein beliebtes Argument des woken Milieus, warum es angeblich so wichtig sei, dem generischen Maskulinum zu trotzen. Schließlich seien Frauen nur mit-gemeint, und das wirke sich auch auf die Realität aus.
In München haben viele das Sagen – auch ohne Gender-Sternchen
Sagen wir so, folgende Münchner Behörden werden im Jahr 2022 von Frauen geleitet: das IT-Referat von Dornheim, das Gesundheitsreferat, das Sozialreferat, das Baureferat, das Referat für Stadtplanung und Bauordnung, das Kreisverwaltungsreferat, das Kommunalreferat sowie das Referat für Klima- und Umweltschutz.
Gut, der Münchner Oberbürgermeister ist zwar ein Mann, Dieter Reiter (SPD). Allerdings hat der gleich zwei Frauen als Vertreterinnen: Katrin Habenschaden und Verena Dietl. All das ist in den vergangenen Jahren, man lese und staune, auch ohne Gender-Sternchen gelungen.
Mit der Zeit gehen, ohne dem Zeitgeist nachzujagen: So oder so ähnlich hätte ich bis vor wenigen Jahren sogar noch den politischen Kompass der Münchner SPD beschrieben. Seit 1948 stellt die Partei fast durchgängig den Münchner Oberbürgermeister, was viele Auswärtige nicht wissen.
Einzig Erich Kiesl, der von 1978 bis 1984 im Amt war, hatte ein CSU-Parteibuch. Er wurde anschließend von dem Sozialdemokraten Georg Kronawitter abgelöst und der wiederum von seinem Parteigenossen Christian Ude, der über 20 Jahre Oberbürgermeister der Stadt München war.
Eben dieser Ude gab der Bild vor vier Wochen ein Interview zu seinem 75. Geburtstag. Auf das Gendern angesprochen, sagte der Alt-OB: „Ich bin für Respekt vor Frauen. Aber Gendern mit Sternchen und Sprechpause ist eine reine Kopfgeburt von Bürokratien.“ So viel nüchterne Klarheit sucht man bei Sozialdemokraten andernorts oft vergebens.
Es geht auch ohne Gendern? Münchner werden nun belehrt
Wer von Feldmoching bis Solln und von Aubing bis Bogenhausen bisher also aus gutem Grund dachte, München halte eine gesunde Balance zwischen Tradition und Moderne, in der Zeit und Zeitgeist zwei verschiedene Dinge sind, und ihm würden deshalb allzu woke Umtriebe erspart bleiben, weil es auch ohne das Gendern ganz gut läuft an der Isar, wird dank IT-Referentin Dornheim nun eines Besseren belehrt.
Die 38-Jährige hat nicht nur in Gender Studies promoviert, wo man sich untereinander gegenseitig auf Morallinie bringt, sondern ist auch Mitglied der Grünen, die sich als Teil der Bundesregierung derzeit ohnehin dran machen, das Land in ein postfaktisches Geschlechtersystem zu schubsen.
Außerdem lebte Dornheim – da weiß man gleich, woher das jetzt kommt, wenn Sie mich fragen – in den vergangenen Jahren in Berlin, bevor sie durchaus umstritten ihren neuen Job angetreten hat.
Dornheim setzte sich gegen Siemens-Manager durch
Frei nach Dornheim selbst: Sie hätte diesen Job vielleicht nicht bekommen, wenn es nur um ihre Qualifikation gegangen wäre. Die CSU zum Beispiel hat vor ihrer Ernennung mehrfach betont, dass sich Kandidaten für die Stelle beworben hätten, die kompetenter gewesen wären. „Die Digitalisierung der Stadt München darf nicht an einer Parteibuch-Besetzung scheitern“, kritisierte etwa CSU-Stadträtin Sabine Bär.
Ein Gegenkandidat wurde im Streit um Dornheim mehrfach als Beispiel genannt: Ein Siemens-Manager, der zuletzt für über 2000 Mitarbeiter und ein Budget von 900 Millionen Euro verantwortlich gewesen sein soll. Dornheim dagegen leitete zuvor ein kleines Tech-Start-up mit 30 Mitarbeitern.
Doch die Grünen im Münchner Stadtrat hatten das Vorschlagsrecht – und entschieden sich für Dornheim. Die ist dafür extra nach München gezogen. Und hat direkt ein Problem entdeckt, das gar nicht existiert, aber trotzdem mit vier Millionen Euro gelöst werden muss.
Über den Autor: Ben Krischke ist Redakteur bei Cicero und lebt in München.
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