Neuer Bericht des Klimarats

Neuer Bericht des Klimarats

Endlich wandert das Augenmerk auf die Lösungen. Der Uno-Klimarat hat es mit seinem Bericht schon angedeutet: Das Gremium sollte künftig aber noch viel mehr den Sinn für das Machbare bedienen, als erneut die Alarmsirene zu spielen.

Am Montag stellte der Uno-Klimarat seinen neuen Bericht vor, der das Wissen über die Erderwärmung verständlich für Entscheidungsträger zusammenfasst. Die Präsentation liefert zarte Hinweise auf einen Wandel in der internationalen Debatte über den Klimawandel. Gewiss waren die Warnungen vor dem Ausmaß und den Folgen der Erderwärmung bei der Vorstellung auch diesmal sehr prominent. Doch die möglichen Lösungen traten wesentlich stärker in den Vordergrund als früher. Das ist ein gutes Zeichen.

Selbstverständlich fehlte es nicht an Hinweisen darauf, dass der Ausstoß an Treibhausgasen wesentlich rascher sinken müsste als bis anhin angekündigt. Das schleppende Engagement hat Folgen. Das ambitioniertere der beiden Klimaziele im Pariser Abkommen – nur 1,5 Grad Celsius Erwärmung über das vorindustrielle Niveau sind demnach erlaubt – lässt sich wahrscheinlich nicht mehr einhalten. Das sagt jetzt sogar der Uno-Klimarat.

Eine Erwärmung um 2,2 Grad wäre kein Weltuntergang

Realistischer ist das Ziel, eine Erwärmung um höchstens 2 Grad anzustreben, vielleicht ein paar zehntel Grade darunter oder darüber. Diese Entwicklung hätte zwar immer noch gravierende Folgen für den Planeten, aber selbst eine Erwärmung um 2,2 Grad wäre kein Weltuntergang. Jedenfalls behauptet das kein ernstzunehmender Wissenschaftler. Die Horrorszenarien von früher scheinen allmählich vom Tisch zu verschwinden. Und auch das ist gut so.

Außerdem sind die Bemühungen, die Emissionen zu senken und sich an den Klimawandel anzupassen, längst den Startschwierigkeiten entkommen. Es sind nicht nur mannigfaltige Lösungsmöglichkeiten bekannt. Sondern es gibt zunehmend auch fundierte Informationen über die Kosten, die Machbarkeit und die Aussichten.

Die Autoren haben etwa in dem neuen Bericht die ganze Palette der Optionen für die Minderung der CO₂-Konzentration aufgeschlagen. Sie reicht von emissionsarmen Formen der Energieerzeugung – und dazu zählen die erneuerbaren Energiequellen ebenso wie die Kernenergie – über Kohlenstoff speichernde Varianten der Landwirtschaft bis hin zum Schutz und zur Renaturierung von Ökosystemen sowie zum Energiesparen in all seinen technischen Varianten.

Über die Lösungen gibt es noch genug zu diskutieren

Es wäre zu wünschen, wenn der Fokus in den Uno-Klimaberichten in Zukunft von den Alarmsignalen noch stärker auf die Lösungen übergehen würde. Da gibt es noch genug zu diskutieren. Lohnt es sich, einen Deich aufzustocken, oder ist es besser, die ganze Küstenstadt höher zu legen? Soll man neue Staudämme bauen, oder hat das wenig Sinn, weil es künftig im Gebirge zu wenig regnet? Welche Energiespeicher sind unter welchen Umständen am sinnvollsten? Solche Fragen werden uns in den kommenden Jahrzehnten zur Genüge beschäftigen, und der Klimarat könnte das nötige Wissen zur Einordnung aufbereiten.

Mit dem Synthesebericht geht bereits der sechste Berichtszyklus des Uno-Klimarats zu Ende. Sollen weitere Zyklen einen Nutzen bringen, muss sich die Institution wandeln. Der Uno-Klimarat täte gut daran, seine künftigen Aktivitäten rechtzeitig an die sich verändernde Diskussion über den Klimawandel anzupassen.

Es hat wenig Sinn, teuer ausgebildete Wissenschaftler jahrelang an riesigen umfassenden Berichten feilen zu lassen, die fast niemand im Detail liest. Der am Montag vorgestellte Bericht zählt im Prinzip dazu, auch wenn er sehr kompakt war.

Die kürzeren Sonderberichte des Klimarats, in denen es um konkretere Fragestellungen geht, haben sich als ein sinnvolleres Format erwiesen, das ausgebaut werden sollte. Themenbereiche wie die Anpassung an den Klimawandel in Städten oder die Technologien zum CO₂-Entzug aus der Luft bieten sich hier an. Es ist zu hoffen, dass der Uno-Klimarat die Zeichen der Zeit erkennt.

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