Die Erde spielt verrückt – und schon nächstes Jahr wird es noch krasser

Die Erde spielt verrückt – und schon nächstes Jahr wird es noch krasser

 
Hitzewellen, Eisschmelzen, Waldbrände, Überschwemmungen: Der Juni und der beginnende Juli gehen als eine der wildesten Wetterperioden seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in die Annalen ein. Und jetzt sagen Experten noch: Bereits nächstes Jahr könnte das Klima noch verrückter spielen. Was ist da los?
 

Die Erde spielt verrückt: In der letzten Woche lag die durchschnittliche globale Temperatur nach vorläufigen Daten von US-Wissenschaftlern ganze sechs Tage in Folge über dem bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2016. Der bisher heißeste erfasste Tag weltweit war demzufolge der vergangene Donnerstag (6. Juli) mit 17,23 Grad. Auch an den anderen Tagen von Montag bis Samstag lag die durchschnittliche globale Temperatur der Plattform „Climate Reanalyzer“ zufolge jeweils über 17 Grad.

Weitere Rekorde in den nächsten Wochen seien durchaus möglich, erklärt Helge Gößling vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Typischerweise würden im Jahresverlauf etwa Ende Juli die höchsten Werte erreicht werden, da dann die großen Landmassen der nördlichen Hemisphäre besonders aufgeheizt seien. „Bis dahin könnten die Rekorde der letzten Tage noch übertroffen werden.“

Generell war der Juni ein Monat der sengenden Hitzewellen, in vielen Teilen der Erde. Mexiko meldete Temperaturen von bis zu 49 Grad, in Pakistan war sogar die 50-Grad-Schwelle überschritten worden. Erst am Donnerstag hatte der EU-Klimawandel Dienst Copernicus gemeldet, dass der Juni der weltweit wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen 1979 war. Alleine in Indien hatte eine Hitzewelle zu mehr als 150 Toten geführt. Mit der Hitze geht ein Mangel an Regen einher, was etwa in Kanada zu gewaltigen Waldbränden geführt hatte – deren Rauch für wenige Tage sogar die US-Metropole New York verdunkelte.

Die Geschwindigkeit nimmt zu

Einfluss auf die aktuelle Entwicklung haben Experten zufolge anhaltend außergewöhnlich hohe Temperaturen an der Meeresoberfläche des Nordatlantik und anderen Meeresregionen. Im Juni wurden auch Temperaturrekorde in der weltweiten Wassertemperatur gebrochen, vor allem der Nordatlantik sticht heraus.

Das sorge dafür, dass die oberflächennahen Lufttemperaturen über Ozean und Kontinenten um ein erhöhtes Hintergrund-Niveau schwanken, erläutert Gößling. Das wiederum erhöhe die Wahrscheinlichkeit für neue Temperaturrekorde, sowohl täglich und monatlich als auch jährlich. „Solange wir uns auf einem so hohen Hintergrund-Niveau befinden, müssen wir mit neuen Rekorden rechnen.“

Generell sei wenig überraschend, wenn es immer häufiger immer höhere Temperaturrekorde gebe. „Während die globale Erwärmung zunächst moderat von Jahrzehnt zu Jahrzehnt angestiegen ist, hat die Geschwindigkeit der Änderung allmählich zugenommen“, schildert Gößling. Mit neuen Rekorden sei daher immer häufiger zu rechnen.

„Im Moment ist alles rekordverdächtig“

Das erkennt man auch an den Polen: In der Antarktis erreichte die Eisausdehnung einen historischen Tiefstwert, die Ausdehnung habe 17 Prozent unter dem Durchschnittswert gelegen, wie aus Daten des Copernicus-Dienstes hervorgeht. In der Arktis war die Ausdehnung ebenfalls unterdurchschnittlich – aber immerhin besser als in den Junimonaten der Vorjahre. „Im Moment ist alles rekordverdächtig, und ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns das schon einmal erlebt hat“, sagte der britische Umweltgeograf Thomas Smith von der London School of Economics dem Fachmagazin „Nature“ .

Hinzu kommt: Im tropischen Pazifik herrschen erstmals seit mehreren Jahren wieder El-Niño-Bedingungen, wie die Weltwetterorganisation (WMO) kürzlich mitgeteilt hatte. Das natürliche Wetterphänomen kann die im Zuge der Klimakrise ohnehin stetig steigenden Temperaturen zusätzlich in die Höhe treiben – das Rekord-Jahr 2016 zum Beispiel war ein El-Niño-Jahr.

Das El-Niño-Problem

„El Niño dürfte bereits jetzt einen deutlichen Anteil an den global gemittelten Temperaturrekorden haben“, erklärt Gößling. „Da die Wärme des Ozeans ein längeres Gedächtnis hat und sich El Niño wahrscheinlich weiter ausbilden wird, können wir davon ausgehen, dass die zweite Jahreshälfte global gesehen warm bleibt.“

Typischerweise würden neue globale Wärmerekorde der jährlichen Oberflächentemperatur erst im zweiten Jahr eines El-Niño-Ereignisses erreicht. Das bedeutet: Egal, wie verrückt das Klima spielt – es könnte schon bald noch verrückter werden. „Angesichts der aktuellen Entwicklungen wird es immer wahrscheinlicher, dass der letzte Rekord von 2016 bereits 2023 eingestellt werden könnte”, sagt Gößling. “Trotz der moderaten Bedingungen am Ende einer längeren La-Niña-Phase zu Beginn des Jahres.“

Quelle: Focus

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